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Berliner Geschichte

Abriss durch 780 Jahre

Kein ewiges Palaver, kein Wikipedia-Artikel und kein Anspruch auf Vollständigkeit. Trotzdem gibt es eine Menge Berliner, die mit der Berliner Geschichte nix am Hut haben. Ist ok, ich war selber so. Das hat mich aber selbst gewurmt und ich habe mich dahinter geklemmt, nun alles zu erlernen, was nötig ist, um MEINE Stadt kennen zu lernen.

Vielleicht interessiert Sie ja auch ein wenig davon. Dann ist dieser Artikel genau für Sie.

Die Anfänge Berlins

In welchem Jahr im Mittelalter genau unsere beiden Siedlungen Berlin und Cölln gegründet wurden, ist unklar. 

Ja, es waren zwei Siedlungen: Cölln südlich der Spree und Berlin nördlich davon, aber beide um die Spree herum in unmittelbarer Nachbarschaft (siehe Bild). 

Berlin war wohl etwas größer und benannt nach dem auch heute noch sumpfigen Untergrund.

Das Wort b'rlin stammt aus dem Slawischen und bedeutet soviel wie "Schlammland". Das stimmt nach wie vor, wie die vielen Wasser-weg-Rohre an den zahlreichen Berliner Baustellen beweisen. Der Untergrund hat sich nicht geändert. 

Cölln wurde allerdings zuerst urkundlich erwähnt, das war 1237. Das gilt als Geburtsstunde Berlins, denn die Siedlungen wurden 1710 mit noch anderen Siedlungen, die sich um die beiden herum gruppierten, zur Residenzstadt Berlin zusammengefasst.

Berlin hatte im 13. Jahrhundert gerade einmal 2.000 Einwohner - nach heutigen Maßstäben nicht mehr als ein Dorf.

 

Wir machen einen großen Zeitsprung von knapp zwei Jahrhunderten, denn bis 1415 ist die Entwicklung Berlins eher unspektakulär.

Die Hohenzollern als Kurfürsten in Berlin

Friedrich I., ein Adliger aus dem Hause Hohenzollern, bekam den vererbbaren Titel des Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg von König Sigismund verliehen. Ein Kurfürst ist ein stimmberechtigter Königswähler.

 

Friedrich II, sein Sohn, genannt "Eisenzahn", machte Berlin erst 1415 zur Residenzstadt.

Berlin zählt inzwischen 7.000 Einwohner.

Seit dieser Zeit regierten also die Hohenzollern das preußische Kurfürstentum von Berlin aus. Vorher gab es auch schon Markgrafen und Kurfürsten, allerdings residierten die nicht in Berlin, sondern in der Stadt Brandenburg und sind daher für uns eher uninteressant. 

Eisenzahn fing 1448 an, das Schloss zu bauen. Sehr zum Unwillen der Berliner. Und weil die Untertanen so unartig waren, durften sie anschließend nicht mehr so viel - ihre ökonomischen und politischen Rechte wurden gekürzt.

Das Berliner Schloss, das heute wieder aufgebaut wird, stand an derselben Stelle und war fortan die Residenz unserer Herrscher. Es wurde gebaut, umgebaut, ausgebaut und trotzte sogar den Bomben des II. Weltkrieges - große Teile des Schlosses standen 1945 noch. Die Regierung der DDR wollte aber diesen Bau, der preußisch-militaristische Geschichte, adlige und bourgoise Macht versinnbildlichte, vom Boden der DDR tilgen. Das taten sie 1954 und bauten stattdessen den Palast der Republik dahin. Dieser wurde von der Bevölkerung mehr oder weniger liebevoll als "Erichs Lampenladen" bezeichnet, weil darin tatsächlich eine Menge Leuchter und Lampen jeglicher Art die Besucher erhellten.

Die Hohenzollern als Könige in Berlin 1415 - 1871

Im Laufe der folgenden Jahrhunderte bis 1701 waren unsere Hohenzollern Kurfürsten und Markgrafen. Sie bauten Preußen aus und verhalfen Berlin zu Ansehen als wichtiger Residenzstadt.

 

Friedrich III. von Brandenburg dachte sich wohl, er könne auch selbst König sein, anstatt selbigen nur zu wählen. Mit Zustimmung des entsprechenden Kaisers (es war Leopold) durfte er sich seit 1701 König IN Preußen nennen und gab sich den Namen Friedrich I., die Berliner gaben ihm den Beinamen "Der schiefe Fritz", weil er als Baby vom Wickeltisch gefallen war und seitdem einen Buckel hatte. Mit der königlichen Würde auf dem schiefen Kreuz war er direkt nach dem Kaiser der wichtigste Herrscher im Deutschen Bund. Berlin beginnt damit seine Residenzzeit als königliche Hauptstadt Preußens mit ca. 20.000 Einwohnern. Bereits ein Jahrzehnt später hat sich die Zahl verdreifacht auf ca. 60.000.

Bernsteinzimmer
Bernsteinzimmer

Berlin hatte nun gefälligst königlich zu sein. Friedrich I. baute es standesgemäß aus, Prunk und Pomp regierten in der City. Es war die Hoch-Zeit des Barock.

In seiner Regentschaft entstand unter anderem das Bernsteinzimmer von Schlüter im Berliner Schloss, das später als 8. Weltwunder bezeichnet wurde. Ebenso unter seiner Knute entstanden das Zeughaus (heute Museum für Deutsche Geschichte), Schloss Charlottenburg, die Parochialkirche und der Gendarmenmarkt. Er sorgte für die Gründung mehrer Unis und Kunsthochschulen. Und hinterließ neben Prunk und Pomp leere Staatskassen.

Sein Sohn, Friedrich Wilhelm I. "Soldatenkönig", übernahm 1713 und musste hinter seinem Vater aufräumen. Er sanierte die leeren Staatskassen durch eine strikte Sparpolitik, ließ alles verkaufen, was nicht niet- und nagelfest war, verschlankte den geldfressenden Hofstaat auf ein Drittel und führte eine vernünftige Fiskalpolitik und -verwaltung ein.

Der Soldatenkönig baute Preußen zur Militärmacht auf. Er muss ein furchtbar jähzorniger Mensch gewesen sein, der seine Kinder und Untertanen prügelte. Der Drill muss gewaltig gewesen sein und die Soldaten wollten reihenweise desertieren. Drum baute er eine Mauer, die offiziell dem Eintreiben von Zöllen diente: die Akzisemauer.

Es wird gemunkelt, er wollte die Soldaten am Wegrennen hindern. In gewissem Sinn scheint er mir damit ein Vordenker der späteren Berliner Mauer. Seine Mauer um Berlin hatte 14 Tore, heute steht davon noch das Brandenburger Tor. An die anderen Tore erinnern nur die Namen (Frankfurter Tor, Oranienburger Tor usw.).

 

Gleichzeitig war er aber auch der Meinung, dass ein Herrscher nur durch harte Arbeit, Disziplin und Pflichterfüllung zu glänzen hatte. Und er arbeitete tatsächlich sehr hart.

Seine einzigen Leidenschaften waren das Militär und die sogenannten "Langen Kerls" - hochgewachsene Männer über 1,88m, die er als Soldaten aus ganz Europa rekrutierte und für die er fast jede Summe zu zahlen bereit war. Ein Beispiel dafür ist das Bernsteinzimmer, einst in Berlin entstanden und fantastisch: Er gab es dem russischen Zaren nach St. Petersburg (ist in den Wirren des II. Weltkrieges verschollen, es ranken sich bunte Gerüchte darum) und erhielt im Gegenzug Lange Kerls aus Russland.

 

Er sorgte auch dafür, dass die geometrischen Plätze angelegt wurden: Rechteck (Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor), Oktogon (Leipziger Platz neben dem Potsdamer Platz) und Rondell (Mehringplatz).

Die geometrischen Formen und die Plätze gibt es heute noch. Sie haben nur ihre Funktion geändert. 

Der Soldatenkönig machte aber auch den Lustgarten des Schlosses, in dem die Hohenzollern ihre Freizeit außerhalb des Schlosses verbrachten, kurzerhand zum Exerzierplatz. Und nicht nur den. Ganz Berlin war unter seiner Regentschaft von Sparsamkeit, Disziplin, Arbeitswillen und Pünktlichkeit geprägt. Diese Tugenden sagt man uns auch heute noch nach und er war maßgeblich daran beteiligt. 

Seinem Sohn, Friedrich II., auch "Der Große" oder "Der Alte Fritz" genannt, hinterließ er ein Preußen mit vollen Staatskassen und militärischen Einrichtungen, die sich als beste Voraussetzung für die kommenden Schlachten erwiesen, aus denen der Alte Fritz stets siegreich hervorging. Leiden konnte der Große seinen Vater trotzdem nicht. Das ging so weit, dass er zeit seines Lebens kein Wort deutsch mehr sprach, sondern französisch.

Berlin war zu Beginn seiner Amtszeit 1740 auf 90.000 EW angewachsen und wuchs bis zum Ende 1786 auf knapp 150.000 EW.

Friedrich der Große hat Berlin mit seinen kunst- und architekturorientierten, schöngeistigen Fähigkeiten eine Menge Bauwerke beschert, die es heute noch gibt. Zusammen mit seinem Baumeister Knobelsdorff sind unter anderem die Gebäude des Forum Fridericianum in Mitte entstanden. Dazu gehören die Staatsoper Unter den Linden (das erste freistehende Opernhaus Europas), die Königliche Bibliothek (heute juristische Fakultät der HU Berlin), das Heinrich-Palais für seinen Bruder (heute Zentralgebäude der HU Unter den Linden) und die St. Hedwigs-Kathedrale. Auch Schloss Sanssouci geht auf seine Kappe. Er entwarf es maßgeblich selbst und bezeichnete es als sein "Angeberschloss". Der Alte Fritz war Künstler, Musiker, Architekt und gleichzeitig ein großer Feldherr, der Preußens Macht stärkte und ausweitete. 

Weitere Könige kamen und gingen, Berlin wurde um einige Bauwerke und viele Menschen reicher und Preußen festigte seine Macht ohne große Fauxpas von königlicher Seite. Berlin wuchs stetig und zog immer mehr Menschen hierher. Bereits seit 1688 schrieb sich Berlin Toleranz auf die Fahnen - begründet durch das Edikt von Potsdam, das den Menschen in Preußen freie Religionsausübung zusicherte und nach dem Dreißigjährigen Krieg die leeren Landschaften Preußens füllte. Es kamen unter anderem die Hugenotten, französische Protestanten, die in ihrem katholischen Land verfolgt wurden.

Der wichtigste der vielen, namhaften Baumeister war Schinkel, der sich als besonders fleißig und einfallsreich präsentierte. Die Berliner verewigten seine Leistungen im Spruch "In jedem Winkel ein Schinkel" und hoben damit hervor, dass man seine Bauwerke überall im Stadtgebiet finden kann. Unter anderem sind das Alte Museum auf der Museumsinsel, das Konzerthaus auf dem Gendarmenmarkt, die Friedrichwerdersche Kirche, die Neue Wache Unter den Linden und die Schlossbrücke von ihm.  

Napoleon in Berlin 1806 - 1814

Napoleon übernahm 1806 unsere City und mopste die Quadriga auf dem Brandenburger Tor als Zeichen seines Sieges. Das haben wir ihm übel genommen und ihm den Beinamen "Pferdedieb" verliehen. Er schaffte sie nach Paris und wollte sie im Louvre aufstellen. Dazu kam es aber nicht. Stattdessen haben wir ihm aufs Haupt geschlagen; dabei spielten unter anderem die Herren Yorck und Blücher eine wesentliche Rolle; nach ihnen wurden Strassen und Plätze benannt. Ebenso wichtig war die Stadt Wittenberg in diesen Kämpfen, drum gibt's den Wittenbergplatz. Nach vielem Gekämpfe holten sich die Berliner ihre geliebte Quadriga 1814 wieder zurück. In Stadtführerkreisen wird an dieser Stelle gern gesagt, dass die Berliner ihre Quadriga nun liebevoll "Retourkutsche" nannten. Unter Berlinern war das aber nicht so bekannt, jedenfalls heute nicht.

Und nein, die Quadriga auf dem Brandenburger Tor stand noch nie mit dem Gesicht gen Westen, sondern von Anfang an gen Osten und fährt damit symbolisch in die Stadt hinein.

Berlin als Kaiserresidenz 1871 - 1918

1871 war ein wichtiges Jahr für Berlin und Deutschland: Unser König Wilhelm wurde Kaiser Wilhelm I. Damit wurden die Königreiche zum Deutschen Reich vereint. Die spätere Vereinigung der DDR und der BRD wird also zu Recht als "WIEDERvereinigung" bezeichnet. Allerdings war er kein absolutistischer Herrscher, sondern konstitutioneller Monarch und stand stets unter der Knute des Reichskanzlers, seinerzeit war das Bismarck. Ohne dessen Unterschrift wurden Kaisers Wünsche nicht umgesetzt. Der eigentliche Machtinhaber, nur ohne den pompösen Titel, war also Bismarck. 

1888, im Dreikaiser-Jahr, wurde der verstorbene Wilhelm I. durch seinen Sohn, Friedrich III., abgelöst. Der regierte aufgrund einer Krebserkrankung nur 99 Tage, was ihm, posthum und bis heute, den Beinamen "99-Tage-Kaiser" einbrachte. Es folgte ihm der dritte und letzte Kaiser Wilhelm II. auf den Thron.  

Berlin und die Industrialisierung 19./Anfang 20. Jahrhundert

Quelle: Karl Eduard Biermann [Public domain], via Wikimedia Commons
Quelle: Karl Eduard Biermann [Public domain], via Wikimedia Commons

Mit Beginn des Kaiserreiches hatte längst die Industrialisierung angefangen und stand kurz vor ihrer elenden Blüte. 

Borsig, AEG, Siemens - die Industriefabriken schossen wie Pilze aus dem Boden und verheizten neben Kohle vor allem menschliche Arbeiter: Männer, Frauen und auch Kinder arbeiteten hier bis zu 14 Stunden in Schichten. Da es hier Arbeit gab, strömten immer mehr nach und Berlin begann, aus allen Nähten zu platzen.

Das Gebiet zwischen Gesundbrunnen und heutigem Hauptbahnhof war Industriegebiet und hieß "Feuerland", weil die Schornsteine wie verrückt rauchten - Tag & Nacht.

Berlin war auf dem Weg zur größten Mietskasernenstadt der Welt. 1871 lebten schon um die 800.000 Menschen in der Stadt, bis zum Ende der Monarchie 1918 sollten es 1,9 Millionen werden. Im Jahr 1862 wurde Berlin (mal wieder) erweitert und Feld und Wiesen außerhalb der Stadt mit dem Hobrecht-Plan in Straßenzüge umgewandelt. Die Grundstücke wurden verkauft und die geringen gesetzlichen Regelungen öffneten Spekulanten Tür und Tor. In kürzester Zeit wurde für die vielen nach Berlin strömenden Arbeiter Wohnraum geschaffen. Doch was für ein Wohnraum war das? Es waren enge, muffige Buden in Hinterhäusern und Seitenflügeln. Bis zu 7 Hinterhöfe zählten viele der Mietskasernen. 

übliche Wohnung, Auguststraße
übliche Wohnung, Auguststraße

Krankheit, Enge, Elend und Armut bestimmten das Bild der Randbereiche - vor allem in Prenzlberg, Mitte, Kreuzberg und Friedrichshain wohnten die ärmsten der Armen.

Tuberkulose war eine Volksepidemie, andere Krankheiten (vor allem infektiöse und chronische Leiden) verbreiteten sich rasend schnell. Mit 40 Jahren waren die Menschen abgewirtschaftet und kurz darauf tot.

Kriminalität, Prostitution und Vergnügen brachen sich Bahn und Prenzlberg war der Standort mit den meisten Bierbrauereien. Bier floss in Strömen.

Von Unbekannt - Via [1], Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7262025
Von Unbekannt - Via [1], Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7262025

 

Aber: Berlin war auch die Hauptstadt der "Goldenen Zwanziger Jahre". Vergnügungen jeglicher Art fanden sich in den Straßen

zum Laufen (Unter den Linden),

zum Kaufen (Kurfürstendamm) und

zum Saufen (Friedrichstraße). 

 

Im Vergnügen und im Alkohol suchten die Menschen Ablenkung von ihren großen Sorgen.

Berlin als Hauptstadt der Weimarer Republik 1918 - 1933

Kaiser Wilhelm II. wurde 1918 nach dem I. Weltkrieg verjagt und Deutschland zur Republik ausgerufen - die Weimarer Republik war geboren, aber leider nicht besonders haltbar.

Wilhelm II. floh nach Holland und betätigte sich dort bis zu seinem Tod als Holzfäller. Er kam nie mehr zurück.

 

Die Weimarer Republik heißt so, weil die Verfassung dieser ersten demokratischen Republik auf deutschem Boden in Weimar diskutiert und beschlossen wurde. In Berlin war es wohl zu laut und zu unruhig, da konnte man so etwas Wichtiges nicht gut erarbeiten.

 

Philipp Scheidemann ruft die Republik vom Reichstag aus. 09.11.1918
Philipp Scheidemann ruft die Republik vom Reichstag aus. 09.11.1918

Ausgerufen wurde die Republik am 9. November 1918 gleich zweimal: einmal von Scheidemann aus dem Reichstagsgebäude und ein paar Stunden später von dem Kommunisten Karl Liebknecht vom Balkon des Schlosses. Darum wurde eben dieser Balkon in das spätere Staatsratsgebäude der DDR integriert, obwohl die DDR-Obrigkeit mit dem preußischen Militarismus und der Monarchie nichts am Hut haben wollte.

1919 fanden die ersten Wahlen statt, zu der auch Frauen zugelassen waren.

Die Weimarer Republik stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Das Land war gebeutelt vom I. Weltkrieg, 10 Millionen waren gefallen; Heerscharen (20 Millionen!) an Kriegsversehrten bevölkerten die Straßen und waren auf Hilfe angewiesen. Weite Teile des Landes waren zerstört, als Verlierer sollte Deutschland zudem enorm hohe Reparationen leisten: 132 Milliarden Reichsmark in 30 Jahren. Deutschland war aber in dieser Zeit von Krieg, bitterer Armut unter der Bevölkerung und Hunger geprägt, eine solche Summe aufzubringen, war ein gewaltiger Kraftakt.

 

Hyperinflation 1923
Hyperinflation 1923

Die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre machte die Situation nicht besser. Innerhalb kürzester Zeit stiegen die Preise so rasant an, dass man in dem Moment, in dem man seine Lohntüte bekam, auch schon wieder quasi geldfrei war. Die Frauen erwarteten ihre Männer nach Arbeitsschluss am Fabriktor, nahmen das Geld in Empfang und gingen auf der Stelle damit einkaufen. Bis zum nächsten Tag damit zu warten, hieß hungrig zu bleiben. Mit den paar Millionen ließ sich irgendwann nicht einmal ein Brot kaufen.... 

Insgesamt hatte die Weimarer Republik 14 Jahre Bestand und die Menschen dieser Zeit waren ob ihres schweren Loses sehr empfänglich für Propaganda jeglicher Art. Es sollte endlich besser werden.

Berlin als Hauptstadt Nazideutschlands 1933 - 1945

In diese Kerbe wussten die Rechten des Parteienflügels ordentlich zu hauen. Die Nazis versprachen Arbeit, Wohlstand, Einigkeit und Herauskommen aus dem Elend.

Und ihre Versprechen wurden mit einem Feindbild versehen: Der Jude sei Schuld an allem. Sie gewannen die Wahl und Hitler wurde Reichskanzler. Er riss mithilfe des Reichstagsbrandes die absolute Macht an sich und seine Schergen fackelten nicht lange - alles, was ihnen nicht in den Kram passte, wurde ermordet, gefoltert, in Konzentrationslager verschleppt.

Quelle: http://www.erratik-institut.de/3.2.1_germania_/_321_germania.html
"Halle des Volkes" mit Reichstag und Brandenburger Tor

Berlin wurde Schauplatz und Zentrum der wahnwitzigen Pläne, die Hitler mit seinem Architekten Albert Speer verfolgte: 

Berlin sollte zur Welthauptstadt Germania werden. In diesen Plänen blieb kein Berliner Stein stehen. Alles sollte anders werden. 

Z.B. wurde eine "Halle des Volkes" konzipiert. Im Bild sieht man ihre Ausmaße, im Vergleich dazu das Reichstagsgebäude und das Brandenburger Tor. Sie sollte Platz für 180.000 Menschen bieten. Wenn die alle da drin gewesen wären, hätten sich nur wegen ihres Atmens in der Kuppel Wolken gebildet.

1945 endete zusammen mit dem 2. Weltkrieg der Spuk der Naziherrschaft. Zurück blieben Millionen Tote, Verletzte, Trümmer in ganz Europa und wieder Leid. Der Krieg war verloren und die Alliierten nahmen die Herrschaftssitze ein.

Berlin zur Teilung 1945 - 1989

Deutschland wurde geteilt und Berlin als Hauptstadt gleich mit. In den ersten Jahren konnten alle noch rüber und nüber nach eigenem Ermessen. Im Ostteil der Stadt herrschten die Sowjets, im Westteil die Amerikaner, Briten und Franzosen.

Von August 1961 bis November 1989 zog sich dann eine straffe, gut bewachte und immer sauber instandgesetzte Mauer durch die City und teilte sie in Ost und West. Es war Schluss mit dem Wechsel zwischen Ostsektor und Westsektoren.  Straßen und Familien wurden brutal getrennt, man kam auch plötzlich nicht mehr von der Arbeit oder der Schule nach Hause oder umgekehrt. 

Beide Teile fielen in eine Art Dornröschenschlaf, vor allem die zentrumsnahen, nun an der Mauer und damit quasi am Ende der Welt gelegenen Kieze, wie Friedrichshain, Mitte oder Kreuzberg. 

Mitten in ein- und derselben Stadt gab es nun Vieles doppelt: zwei Staatssysteme, zwei Zentren, zwei Zoos...

Es vergingen 28 Jahre. Und dann kam 1989. Die Mauer fiel, die Stadt war wieder zusammen.

Berlin heute

Es hat einige Jahre gedauert, bis endlich bei allen ankam, dass wir wieder eins sind. Seitdem hört die Bautätigkeit nicht mehr auf. In Berlin wird einfach immer, immer irgendwo gebaut. Diese Stadt baut sich um, optimiert sich, modernisiert sich (nicht immer zum Guten), zieht viele Leute an und stößt viele ab.

Sie hat Parks und Neubauten, Schmuddelecken und Glamour. Altes wird rekonstruiert und Neues dazugetan. Kunst, Kultur, Wissenschaft und Medizin sind hier dynamisch und lebendig - wie der Berliner.

Störrisch, meist missmutig und schlecht gelaunt, lebt er dennoch Toleranz und Gleichmut. Und kommentiert auch weiterhin mit der berühmten Berliner Schnodderschnauze alles und jeden - direkt und unverfälscht. Ob es dem Kommentierten passt oder nicht.

 

Berlin muss man in seinem Leben mindestens einmal gesehen haben, den Duft der Stadt mit ihrem unfassbaren Mief einmal erlebt haben. Man muss einfach! Sonst hat man nicht gelebt.

 

Und ich führe sie gern durch die Geschichte und die Kieze. Kompetent und mit Spaß bei der Sache.

Sagen Sie das ruhig weiter:

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